Was der Schnabel über Vögel verrät

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Der Werkzeugkoffer in der Vogelwelt

 

Beobachten Sie gerne Vögel im Garten, im Park oder am eigenen Futterhäuschen? Achten Sie genau auf den Schnabel, dieser verrät Ihnen, was der Vogel am liebsten frisst.

Der Schnabel eines Vogels trägt nicht nur zum Erscheinungsbild der Vogelart bei, sondern der Schnabel verrät noch viel mehr. Am Schnabel können Sie einen Greifvogel von einer Amsel und eine Ente von einem Kernbeißer unterscheiden.

Der Vogelschnabel besteht aus Hornmaterial, welches dem menschlichen Knochen ähnlich ist. Schnäbel sind sehr empfindlich und nutzen sich durch Beanspruchung ab, wachsen jedoch wie menschliche Fingernägel ein Leben lang nach.

Die Natur hat dafür gesorgt, dass der Schnabel und die Nahrung der Vögel zusammenpassen. Die Nahrung wird fast immer von Vögeln hinuntergeschluckt, da Vögel in der Regel nicht kauen.

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Kosokorobaschwan, Pommerngans und Stockenten-Weibchen (v.l.n.r.)

 

Der Löffel-Schnabel

Einen Schnabel, der wie ein Löffel geformt ist, haben Wasservögel wie Enten, Gänse und Schwäne. Dieser Löffel-Schnabel ist geeignet, um unter Wasser Nahrung zu finden. Er eignet sich um Pflanzenteile abzureißen und das Wasser nach Nahrung zu filtrieren. So taucht zum Beispiel die Ente mit geöffnetem Schnabel unter der Wasseroberfläche und sammelt Wasserpflanzen mit dem Schnabel, den sie wie einen Kescher verwendet. Sie presst dann das Wasser und nicht Nahrhaftes heraus und schluckt die Nahrung runter. Einige Enten tauchen auch am Boden des Gewässers entlang und ertasten mit dem Schnabel gezielt Muscheln und Insektenlarven.

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Brillenpinguin, Graureiher und Eisvogel (v.l.n.r.)

 

Der Säge-Schnabel

Andere Wasservögel, die Fischfresser sind, haben einen Säge-Schnabel, welcher lang und an den Rändern Sägezacken hat. Dieser Säge-Schnabel ist am Ende spitz oder hat einen Haken. Pinguine, Kormorane und Reiher, sogar Eisvögel und Basstölpel haben so einen Säge-Schnabel. Diese Vögel tauchen unter Wasser und klemmen den Fisch zwischen den Zacken ein. Der Fisch wird dann im Ganzen hinuntergeschluckt.

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Hyazinthara, Kanincheneuel und Steinadler (v.l.n.r.)

 

Der Haken-Schnabel

Beim Haken-Schnabel ist der Oberschnabel gekrümmt und länger als der Unterschnabel, hierdurch entsteht der Eindruck eines Hakens. Einen derartigen Schnabel haben meist Vögel, die jagen und Fleisch fressen. Hierzu gehören Adler, Habicht, Sperber, Falken und Eulen. Dabei gilt der Grundsatz, je größer die Beute, umso größer ist auch der Schnabel. So hat der Mäusebussard nur einen kleinen Schnabel, da er Mäuse frisst. Der Steinadler hat dagegen einen deutlich größeren Schnabel, da er Hasen und Füchse jagt. Aber auch Papageien haben einen Haken-Schnabel. Diesen nutzten einige Papageien auch als Kletterhilfe, um sich am Baum festzuhaken.

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Amsel, Bachstelze und Buntspecht (v.l.n.r.)

 

Der Pinzetten-Schnabel

Ähnlich wie eine Pinzette ist der Pinzetten-Schnabel spitz, gerade und lang. So können Amseln, Kleiber, Rotkehlchen, Drossel, Star, Zaunkönig und Specht ihre weiche Nahrung zu sich nehmen. Auch können sie mit ihrem Schnabel in der Erde nach Regenwürmern stochern und in Obst picken.

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Blaumeise, Buchfink und Kernbeißer (v.l.n.r.)

 

Der Kegel- oder Kompakt-Schnabel

Vögel mit einem Kegel- bzw. Kompakt-Schnabel kann man oft am Futterhäuschen beobachten. Der Schnabel ist vorne spitz und hinten breiter, sodass er wie ein Nussknacker arbeitet. Vögel mit einem derartigen Schnabel bevorzugen Körner und Nüsse, wobei sind nur den Kern essen und nicht die Schale. Vögel mit einem Kompakt-Schnabel sind zum Beispiel Buch- und Grünfinken, Meisen oder Spatzen und natürlich der Kernbeißer.

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Elster, Eichelhäher und Saatkrähe (v.l.n.r.)

 

Der Allesfresser-Schnabel

Der Allesfresser-Schnabel ist nicht besonders lang und auch nicht besonders spitz und auch nicht besonders kräftig. Aber Vögel mit einem Allesfresser-Schnabel haben sich nicht auf eine besondere Nahrung spezialisiert und können so von allem etwas fressen, wie Früchte, Nüsse, Insekten oder sogar kleine Säugetiere. Hierzu zählen zum Beispiel Elstern, Eichelhäher, Dohlen, Krähen und Raben.

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Großer Brachvogel, Säbelschnäbler und Uferschnepfe (v.l.n.r.)

 

Der Stocher- oder Sondier-Schnabel

Den Stocher- oder Sondier-Schnabel haben vor allem Vogelarten, die gerne in Schlick- oder Wattflächen sowie in flachen Gewässern nach Nahrung suchen. Dabei stehen kleine Schnecken, Krebstiere, Würmer, kleine Muscheln oder Insektenlarven auf dem Speiseplan. Mit dem langen, spitzen und schmalen Schnabel können sie optimal herumstochern und gleichzeitig können sie die winzigen Beutetiere fixieren. Der Stocher- oder Sondier-Schnabel kann gerade oder gebogen sein. Die Ufer- und Pfuhlschnepfen, Säbelschnäbler und der Große Brachvogel sind typische Vertreter.

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Fichtenkreuzschnäbel

 

Der Kreuzschnabel

Eine Besonderheit unter den Schnabelformen stellt der Kreuzschnabel dar. Im Laufe der Entwicklungsgeschichte haben sich Vögel wie die in weiten Teilen Europas beheimateten Fichtenkreuzschnäbel darauf spezialisiert, die nahrhaften Samen aus den Zapfen von Fichten, Lärchen und Kiefern zu klauben.

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Rosapelikane

 

Der Kescher-Schnabel

Wer als Wasservogel von Fisch lebt und außerdem über einen stattlichen, schweren Körper verfügt, benötigt täglich relativ große Nahrungsmengen. Schnäbel, mit denen man einfach nach Fischen schnappt, sind hierfür normalerweise nicht ausreichend effizient. Deshalb beschritt die Evolution bei den Pelikanen einen eigentümlichen Weg und entwarf den Kescher-Schnabel. Einen langen Schnabel, an dem ein großer, stark dehnbarer Kehlsack befestigt ist.

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Veilchenkehl-Andenkolibri und Grünrücken-Nektarvogel (v.l.n.r.)

 

Der Röhren-Schnabel

Eine sehr charakteristische Schnabelform hat sich bei denjenigen Vogelarten entwickelt, die sich auf das Schlürfen von Nektar spezialisiert haben. In Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik leben etwa 340 Kolibri-Arten, die allesamt lange, schlanke Schnäbel aufweisen. Der Schnabel ist bei Kolibris entweder gerade oder leicht nach unten gebogen, damit die Vögel optimal an den Nektar der Pflanzen gelangen können. Einen Röhren-Schnabel haben auch die Nektarvögel, die auch Honigsauger genannt werden, und in Afrika, in Südostasien und Australien vorkommen.

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Kubaflamingos

 

Der Filtrier-Schnabel

Den Filtrier-Schnabel haben ausschließlich Flamingos. Um ihre Nahrung aufzunehmen, senken Flamingos ihren Kopf so ins Wasser, dass sich ihr Oberschnabel unten befindet. Er liegt mit der Spitze nach hinten knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Da der Oberschnabel viel größer ist als der Unterschnabel entsteht ein Spalt, mit dem das Wasser filtriert wird, um Algen und Kleintiere für die Nahrung zu gewinnen.

 

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Papageitaucher, Dottertukan und Nördlicher-Hornrabe (v.l.n.r.)

 

Die Extravaganten Schnäbel

Eine besondere Form des Schnabels ist der sogenannte Balzschnabel des Papageitauchers. Während der Fortpflanzungszeit wachsen den im Nordatlantik beheimateten Seevögeln bunte Schnabelscheiden. Darüber hinaus wächst den Vögeln links und rechts eine gelbe Balzwarze am Schnabel.

Ein Prunkstück unter den Schnäbeln haben die Tukane. Die auffallenden Schnäbel der in Südamerika beheimateten Vögel bestehen aus leichtem Horn, sodass die Tukane damit fliegen können. Welche Bedeutung der Schnabel für die Vögel hat, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Einen ähnlich extravaganten Schnabel haben auch die in Asien lebenden Hornvögel. Diese Vögel haben einen wulstartigen Aufsatz auf dem Oberschnabel, woher der Name stammt. Dieser Aufsatz ist meist hohl und leicht.

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